Wir wollen klimaneutral werden! Und das möglichst schnell!

Es war eine ziemlich überraschende Nachricht, was auf der EKD Herbstsynode 2021 beschlossen wurde: Wir wollen klimaneutral werden! Und das möglichst schnell! – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) setzt sich in ihrer Klimarichtlinie vom September 2022 zum Ziel, bis 2035 ihre Emissionen um 90% zu reduzieren und bis 2045 vollkommen klimaneutral zu sein. Das bedeutet, dass alle kirchlichen Stellen bei ihren Planungen und Entscheidungen in den Bereichen Gebäude, Mobilität, Beschaffung, Bildung und Kommunikation diese Ziele berücksichtigen sollen.

Ein Bericht von Esther Ferstl (Klimaschutzmanagerin in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern)

Eine große Aufgabe, die eine Menge große und kleine Maßnahmen umfasst. Doch Gott sei Dank musste die Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) hier nicht erst bei Null starten: Bereits seit 2019 gibt es ein Integriertes Klimaschutzkonzept für die Landeskirche, in dem ein Fahrplan aufgestellt wurde, wie man am effektivsten Emissionen vermeidet. Und damit es auch mit der Umsetzung klappt, wurden 2020 zwei Stellen im Bereich Klimaschutzmanagement geschaffen. Unsere Aufgabe als Klimaschutzmanager*in ist es, Kirchengemeinden und Einrichtungen der ELKB zu beraten und bei der Erstellung und Umsetzung von Maßnahmen zu begleiten. Das geht von übergreifenden, allgemeinen Zielsetzungen bis hin zur themenspezifischen Projektarbeit. Dabei stehen fünf Themen im Zentrum der Arbeit.

Gebäude. Der allergrößte Teil der Emissionen der ELKB entsteht im Bereich der Liegenschaften. Das Klimaschutzmanagement berät gemeinsam mit den Landeskirchlichen Architekt*innen und den regionalen Bauämtern wie Gebäude künftig klimaneutral werden können. Dazu gehört vor allem der Umstieg auf eine Heizung, die mit Erneuerbaren Energien betrieben wird und die Sanierung der Gebäude, damit möglichst wenig Energie insgesamt benötigt wird. Dazu gehören auch Empfehlungen zu Raumtemperatur, richtigem Lüften und weiteren Energiespartipps. Auch der Umstieg auf zertifizierten Ökostrom wird schnellstens angeraten – zumal mit den neuen Rahmenverträgen der ELKB wirklich gute Konditionen für Kirchengemeinden und Einrichtungen vorliegen.
Mobilität. Weiterer großer Treiber der Emissionen ist die Mobilität. Insbesondere Mitarbeitende die tagtäglich zu Ihrer Arbeitsstätte pendeln nehmen hier einen großen Anteil ein. Auf der Webseite der Umwelt- und Klimaarbeit gibt es deshalb neben einer Infobroschüre noch weitere Tipps und Tricks, wie man klimafreundliche Mobilität aktiv fördern kann. Insbesondere im Veranstaltungsbereich lässt sich hier viel erreichen, wenn Veranstaltungen dahingehend gut durchdacht werden – zum Beispiel, wenn bereits auf der Einladung ein Hinweis auf die Anreise mit dem ÖPNV zu finden ist.
Beschaffung. Auch im Einkauf gibt es einiges zu beachten: öko, bio, fair, nachhaltig, regional, saisonal, aber irgendwie leistbar soll es sein. Das Klimaschutzmanagement bietet hier unter anderem auch Schulungen an, auf was man alles achten kann und soll, welche Gütesiegel verlässlich sind und wovon man besser die Finger lässt.
Bewusstseinsbildung. Einen besonders großen Schwerpunkt gibt es hier im Bereich Fort- und Weiterbildungen. Diese werden zu verschiedenen Themenfeldern, von Energiespartipps über Artenvielfalt und Schöpfungstheologie bis hin zu „Wie feiert man eigentlich nachhaltige Weihnachten?“ angeboten und können kostenlos von Mitarbeitenden sowie Ehrenamtlichen der ELKB besucht werden. In gemeinsamen Kooperationsveranstaltungen können aber auch spezifische Arbeits-/Bereiche auf Optimierungspotentiale hinsichtlich Nachhaltigkeit bearbeitet werden.
Organisation. Neben den themenspezifischen Zielen und Maßnahmen unterstützt das Klimaschutzmanagement auch alle kirchlichen Einrichtungen und Gemeinden dabei, Arbeitsabläufe klimafreundlich zu gestalten. Immer mehr Tagungs-/ und Übernachtungshäuser sowie Bildungswerke merken auch, dass Umweltzertifizierungen stärker denn je in den Fokus rücken, zumal häufig auch staatliche Fördermittel daran gebunden sind. Eine Zertifizierung, wie z.B. mit dem Grünen Gockel, dient neben der Öffentlichkeitsarbeit vor allem dazu interne Prozesse umweltfreundlich zu gestalten und spart nebenbei häufig Betriebskosten ein. Daher Beraten und Begleiten das Umwelt- und Klimateam der ELKB kirchliche Einrichtungen auch bei der Einführung von Umweltmanagementsystemen wie dem „Grünen Gockel“. Dazu wird sogar ein Kurs angeboten, in denen sich Mitarbeitende kostenlos zu sogenannten Auditor*innen ausbilden lassen können, die dann ihre Einrichtung bei der Zertifizierung unterstützen.

Das breite Beratungsangebot wird sowohl digital als auch vor Ort angeboten und kann auf das jeweilige Thema und die Zielgruppe angepasst werden. Kooperationen mit Bildungswerken und anderen interessierten kirchlichen Akteur*innen sind ausdrücklich erwünscht. Gerne helfen die Klimaschutzmanager*innen auch bei der Planung und Umsetzung von eigenen Veranstaltungen und stellen Informationsmaterial zur Verfügung.
Damit das große Ziel, die Klimaneutralität, aber auch wirklich erreicht werden kann, sind noch weitere Schritte notwendig. Die ELKB bereitet im Moment ein Klimaschutzgesetz vor, das die EKD-Richtlinie aufgreifen soll, und auf der Landessynode in Coburg im April 2024 zur Abstimmung gestellt wird. Für Dekanate, Kirchengemeinden und Einrichtungen wird dies insbesondere bedeuten, ihre Gebäude fit für Klimaneutralität zu machen und die Verantwortung zur „Bewahrung der Schöpfung“ laut und deutlich zu verkünden und sichtbar zu machen.


Weitere Infos zum Angebot der Umwelt- und Klimaarbeit, die wichtigsten Neuigkeiten zu Synodenbeschlüssen rund um den Klimaschutz und viele weitere hilfreiche Broschüren, Flyer und Materialien finden Sie auf der Webseite der ELKB unter: www.umwelt-evangelisch.de.

Related Posts