„Zukunfts-offen“ – unter diesem Motto sind vor einiger Zeit Teilnehmende aus allen Feldern der bayerischen Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) in Pappenheim zusammengekommen. Zwei Tage Zukunftsworkshop: zwei Tage Zeit voneinander zu hören, miteinander ins Gespräch zu kommen und einander zu inspirieren, über die Zukunft der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB).
Ein Bericht von Dr. Julia Illner, Leitung BildungEvangelisch Erlangen, Vorsitzende EEB Bundesverband
Den Startpunkt bildete die Vorstellung des gelungenen Projekts „Wenn Kirchen erzählen“ von Holger Müller-Brandes (EKBO). Danach richtete sich der Blickwinkel auf die Öffentlichkeitsarbeit und wie diese als Präsentation von Bildungsarbeit und Bildungsangeboten künftig gelingen kann. Wie kann man öffentlich sichtbar werden, wenn der traditionelle Rahmen der Erkennbarkeit schwächer wird? Was macht uns als Anbieter für Evangelische Erwachsenenbildung aus und wie können wir das profilbildend kommunizieren? Das waren zwei der Leitfragen, zu denen es inspirierende Impulse von Wolfram Heidenreich, geschäftsführender Gesellschafter der „Guten Botschafter Agentur für sinnstiftende Markenführung“, gab.
Heidenreich ließ den Begriff der Markenbildung lebendig werden, anhand von treffenden Beispielen aus der Arbeit seiner Agentur – nicht nur, aber auch aus dem kirchlichen Bereich. (Wer kennt nicht die leere Reisschale mit dem “Brot für die Welt” Plakatslogan „Weniger ist leer“, das 2021 mit dem Nachhaltigkeitspreis Design ausgezeichnet wurde.) Vor allem machte der Marketing Profi auch greifbar, worin der Ausgangspunkt sinnstiftender Markenbildung liegt: Das Ziel sollte nicht in der bloßen Darstellung von Inhalten liegen, vielmehr sollte die Frage „Was treibt uns an?“ am Anfang stehen.
Beim Zukunftsworkshop blieben wir nicht bei der Theorie dieses Grundsatzes, der auf den „Golden Circle” von Unternehmensberater und Autor Simon Sinek zurückgeht, stehen, sondern kamen selbst darüber ins Gespräch und ins Arbeiten, worin unsere Leidenschaft in der Erwachsenenbildung liegt.
„Freude am Sein“, „Geheimnis des Lebens miteinander entdecken“, „Entwicklungen ermöglichen“ solche und viele andere Antworten fanden die Teilnehmenden – ein eindrückliches Portfolio, dessen, wofür Evangelische Erwachsenenbildung steht. Solche Inhalte könnten am Anfang einer gelungenen Markenbildung stehen, wie Heidenreich erläuterte.
Inspirierend und voller zukunftsoffener Ideen ging der Workshop zu Ende. Und ließ die Erkenntnis mit nach Hause nehmen, wie gut es tut, sich immer wieder zu fragen: „Was begeistert mich, womit will ich andere begeistern?“ – und gerade auch in Zeiten der Ressourcenknappheit und Strukturdebatten sich den Leitsatz zu Herzen zu nehmen „Lasst uns aufhören zu glänzen und anfangen zu leuchten!“ – so der gleichnamige Titel eines im Herbst erscheinenden Buches von Wolfram Heidenreich und Michael Buttgereit (siehe Buchtipp unten).
Gleichzeitig bleiben auch Fragen offen: Immer wieder ist zu erleben, dass gerade die örtliche Gebundenheit und Verankerung in lokalen Strukturen von großer Bedeutung für die EEB ist und durchaus auch als Alleinstellungsmerkmal empfunden wird. Diese wichtige Ressource gilt es zu erhalten – ohne sich davor zu verschließen, dass eine überregionale Erkennbarkeit der EEB im wahrsten Sinne des Wortes sinnstiftend sein könnte. Sich, analog etwa zu den Volkshochschulen, als starker Partner im Bereich der Bildung präsentieren zu können und erkennbar zu sein, könnte eine große Chance in Zeiten des allgemeinen Relevanzverlustes kirchlicher Institutionen darstellen. Überlegenswert ist, welche gemeinsamen Schritte auf einem solchen Weg zu gehen sind.
Der Markenbildungsprozess im deutschlandweiten EEB Bundesverband, der ausdrücklich anschlussfähig für andere Einrichtungen oder Organisationen ist, bietet hier reizvolle Chancen (vgl. die Dokumentation: DEAE stärkt die Marke „Evangelische Erwachsenenbildung – Bundesverband“ )
Es lohnt sich, hier gemeinsam weiterzudenken, miteinander Ideen zu entwickeln und weiterhin voller Leidenschaft Evangelische Erwachsenenbildung zu betreiben.
Zur weiteren Info:
Buchtipp: „Lasst uns aufhören zu glänzen und anfangen zu leuchten“ von Wolfram Heidenreich und Michael Buttgereit; erscheint am 2. Oktober 2023 im bene! Verlag, Solms; ISBN-13: 9783963401855; Preis: 22 €
Inhalt: Die beiden Marketing- und Designspezialisten Michael Buttgereit und Wolfram Heidenreich schreiben über den Sinn des Lebens und die Erfahrung, was es alles zu entdecken gibt, wenn wir hinter die Fassaden schauen. Auch bei uns selbst. Ganz nebenbei bietet ihr Buch einen faszinierenden Einblick in die Welt der Werbung. Wir sind umgeben von einer Welt der grell-bunten Bilder. Überall und immerzu entfaltet sich ein Feuerwerk an Farben, Formen, Texten, Musik und Emotionen. Sie glänzen, glitzern, blinken, gieren nach unserer Aufmerksamkeit: Plakate, Werbetrailer, Social-Media-Postings und Anzeigen suggerieren uns, was wir vermeintlich zum Leben brauchen, was wir tun können, um auf andere attraktiver zu wirken und im Leben mehr Erfolg zu haben. Doch vieles ist nur Fassade, ganze Heerscharen von Marketingspezialist*innen helfen dabei, sie aufzubauen.
Buttgereit und Heidenreich kennen die Welt der Werbung und die Tricks der Marketingprofis nur zu gut. Sie sind selbst seit mehr als 30 Jahren »Werber«, nennen sich heute Positionierungsdesigner. Aber sie wissen auch: Es geht im Leben nicht um Glanz, sondern darum, innerlich zu leuchten. Die beiden haben bei der Beratung zahlreicher Unternehmen aber auch ganz persönlich erfahren, dass es letztlich immer um Sinn geht. Zu wissen, wofür man steht. Wozu bin ich hier? Was macht mich als Person aus? Was ist der Kern meines Daseins – und was treibt mich an? Nur indem wir dies erkennen, können wir unserer persönlichen Bestimmung folgen und so das Glück finden.
In ihrem Buch teilen die beiden Autoren ihre Erkenntnisse aus drei Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit – gute Geschichten, unterhaltsam und tiefgründig zugleich. “Wenn wir Unternehmen beraten, suchen wir nach dem Kern, danach, was dem Ganzen Sinn gibt. Dieses Prinzip können wir auch auf uns selbst übertragen. Letztlich geht es um die Abkehr von einem oberflächlichen Leben”, Michael Buttgereit und Wolfram Heidenreich.
Einen Link zur Website von BildungEvangelisch Erlangen finden Sie hier
Einen Link zur Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE), zu deren Vorsitzenden Dr. Julia Illner gehört, finden Sie hier