Ein Bericht bzw. Beobachtungen aus der Praxis von Elisabeth Heckmeier (Studienleiterin für Familienbildung bei be Erlangen)
Mit der Geburt eines Kindes ordnen sich für Eltern Interessen und soziale Beziehungen neu. Nahezu zwangsläufig treten Beruf und Hobbys ein Stück in den Hintergrund, es gibt vielleicht weniger Gemeinsamkeiten mit dem bisherigen Bekanntenkreis und viel Zeit dreht sich um das eigene Kind. Genau an diesen Veränderungen in der Lebenswirklichkeit von Familien knüpft unsere Eltern-Kind-Gruppenarbeit an: Hier können für junge (und auch ältere) Erwachsene Kontakte entstehen, welche die Elternrolle stärken, es bieten sich Gelegenheiten zum Austausch und Kindern werden Erfahrungen mit Gleichaltrigen ermöglicht. Zugleich finden Eltern einen wohnort- und sozialraumnahen Zugang zur Kirchengemeinde und durch das niedrigschwellige Angebot wird ihnen eine Annäherung an das Gemeindeleben erleichtert. Soweit das Theoretische zur Eltern-Kind-Gruppenarbeit als zentrales Angebot der evangelischen Familienbildung. Doch nicht nur die seit langem andauernde Corona-Pandemie, sondern auch Traditionsabbrüche und die in vielen Bereichen veränderte Lebenswelt junger Familien stellen dieses Angebot enorm infrage: Ist die Eltern-Kind-Arbeit in Kirchengemeinden schon tot oder nur im Koma?
Hier einige Beobachtungen von meiner Suche nach Schrauben, die zur Reaktivierung von Eltern-Kind-Gruppen gedreht werden können:
Faktor Zeit: Weil Kleinkinder durchschnittlich immer früher außerhalb der Familie betreut werden, liegt der Schluss nahe, statt dem klassischen Termin am Vormittag auf den Nachmittag auszuweichen. Doch damit konkurriert das Angebot mit zahlreichen weiteren Freizeitbeschäftigungen. Zudem sind die Kapazitäten der Eltern nach einem Berufstag begrenzt und auch hinter den Kindern liegen schon einige Stunden Kita- und/ oder Schulalltag. Bisherige Erfahrungen und Rückmeldungen zeigen: Einzelne Termine mit konkretem Inhalt (z.B. „Kastanienzeit“), zeitlich angepasst an die Abholzeiten der Kita/ Schule und fußläufig erreichbar, stoßen auf Resonanz und ermöglichen auch gemeinsam mit Geschwisterkindern an einem Angebot teilzunehmen. Regelmäßige Nachmittagstreffen werden dagegen weniger wahrgenommen und eher privat organisiert.
Faktor Raum: Die Natur als Erfahrungsraum liegt Eltern für ihre Kinder immer mehr am Herzen und gerade im städtischen Umfeld fehlt der eigene Garten. Hier hat sich gezeigt, dass ein Pfund für Familienangebote im Außengelände von Gemeindehäusern liegen kann. Im Unterschied zu Spielplätzen steht hier eine nahe Infrastruktur zur Verfügung (wie Toiletten, Wickelmöglichkeit, Rückzug zum Stillen). So kommen einige Familien z.B. regelmäßig zur „Gartenzeit“ zusammen.
Faktor Werbung: Selten klicken Familien auf die Homepage der Kirchengemeinden auf der Suche nach einer Krabbelgruppe oder einem anderen Angebot der EEB , nur zufällig wird ein Aushang im Schaukasten entdeckt. Daher braucht es (mehr) ernste Bemühungen das Familienangebot sichtbar zu machen. Das kann zum Beispiel durch gezieltes Verschicken von Flyern an neu zugezogene Familien sein, durch die mündliche Weitergabe in Taufgesprächen, durch eine extra Familienseite im Gemeindebrief und vor allem durch digitales Werben: am besten mit einem ansprechenden Flyer, der von der Zielgruppe selbst in ihren digitalen Kanälen (Facebook, Instagram & Co.)geteilt werden kann.
In meiner Arbeit als Familienbildner*in hat die Eltern-Kind-Arbeit in den Gemeinden nach wie vor – trotz oder gerade wegen der rückläufigen Teilnehmendenzahlen – einen hohen Stellenwert. Wie bereits gesagt, ist sie ein zentrales Angebot in der evangelischen Familienbildung und wir sollten alles dafür tun, damit das auch in Zukunft so bleibt. Dass damit Veränderungen und Reformen von unserer Seite einhergehen müssen, ist klar und unabdingbar!
Ansprechpartnerin bei Bildung Evangelisch Erlangen: Elisabeth Heckmeier (elisabeth.heckmeier@elkb.de)
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