Seit Januar letzten Jahres hat die bayerische Landeskirche eine neue IT-Struktur: verschiedene Abteilungen im Landeskirchenamt wurden in einem Bereich ELKB IT gebündelt. Mit einer damit verbundenen, neuen IT Strategie will sich die ELKB für erwartbare zukünftige Entwicklungen und gegen potentielle Gefahren rüsten. Gleichzeitig ist es das Ziel des neuen IT-Bereiches, analoge Prozesse nicht nur zu digitalisieren, sondern sinnvoll digital weiterzuentwickeln (Digitale Transformation). Damit diese neuen digitalen Prozesse und die damit einhergehenden neuen IT-Werkzeuge und -Services auch in der Fläche genutzt und verstanden werden, sind zahlreiche Fortbildungsangebote notwendig. Hier braucht es eine Organisationsstruktur, die über Kontakte z.B. zu Kirchengemeinden verfügt, um Fortbildungsbedarfe abzufragen und dann zeitnah und zielgruppenspezifisch die entsprechenden Fortbildungen durchzuführen. – Die AEEB sprach mit Markus Bönisch, der als CIO den Bereich ELKB-IT leitet, über den aktuellen Stand seiner Arbeit und die Rolle der Erwachsenenbildung.
AEEB: Lieber Herr Bönisch, wir haben ja bereits letzten Herbst ein ausführliches Interview (hier) zur neuen ELKB IT-Strategie geführt. Können Sie nochmal kurz in einem Satz zusammenfassen, worum es in der IT-Strategie der ELKB eigentlich geht?
Markus Bönisch: Die IT-Strategie der ELKB ist quasi eine Handreichung dafür, wie der Einsatz und der Betrieb von technischen Anwendungen für Organisationen in der ELKB sinnvoll weiterentwickelt werden kann und sie gibt für die Zukunftsfähigkeit dieser Organisationen eine Richtung an.
AEEB: Was genau meinen Sie mit „Zukunftsfähigkeit“?
Bönisch: In den letzten Jahren haben wir unter anderem durch Corona, globale Erwärmung und Krieg erfahren, wie fragil viele Strukturen in Gesellschaft und Wirtschaft sind. Die Aufgabe unserer IT ist es, die Landeskirche handlungsfähig zu machen und auch handlungsfähig zu halten. Wir erleben immer mehr Angriffe aus dem Internet. Damit wir stabil stehen, nicht umfallen und schlicht resilient sind und bleiben, müssen wir unsere technische Widerstandsfähigkeit kontinuierlich erhöhen.
Außerdem müssen wir den Weggang unserer Mitarbeitenden in den Ruhestand auffangen. Die IT leistet dazu über Automatisierung, verbesserte Prozesse durch technische Mittel.
Wir müssen beherzt und nicht behutsam das Thema Digitalisierung vorantreiben. Schließlich wollen wir nicht einfach einen mittelguten, analogen Prozess zu einem schlechten digitalen Prozess machen. Heißt: Wir haben wenig gewonnen, wenn ich ein Dokument einfach anstelle auf Papier am PC ausfülle. Wir müssen die Prozesse wirklich verbessern, auf den Kopf stellen und entschlacken.
AEEB: Das heißt es geht eigentlich nicht um Digitalisierung, sondern um Digitale Transformation?
Bönisch: Ja, genau! Es geht um eine Transformation, eine Verbesserung von Prozessen, und nicht darum, analoge Prozesse einfach nur durch digitale zu ersetzen. Und warum? Um zukunftsfähig zu bleiben.
Allerdings geht eine solche Digitale Transformation nicht alleine von der IT aus, sie geht von den Fachbereichen aus, den Mitarbeitenden. Die wissen, welche Prozesse man anders gestalten müsste, wo Leerlauf und wo Verbesserungsbedarf ist. Wir sind dann weiter hinten in der Lösungskette, beraten aber gerne von Anfang an. Wir unterstützen bei der Umsetzung, aber wir können nicht alleine auf die Suche gehen.
AEEB: Und welche Rolle spielen wir, die Erwachsenenbildung, in der Digitalen Transformation?
Bönisch: Wir möchten komplexe Rollouts, z.B. die Einführung von Microsoft 365 einfacher und funktionierender machen. Und dafür ist die Erwachsenenbildung ein wichtiger Unterstützungsfaktor.
AEEB: Was genau heißt das z.B. für die Einführung von Microsoft 365 oder MS Teams? Bis jetzt bietet die IT ja vor allem selber Schulungen dazu an. Möchten Sie dafür auch auf die bestehenden Netzwerke und Kompetenzen der Erwachsenenbildungseinrichtungen zurückgreifen, um z.B. Mitarbeitende in Kirchengemeinden zu schulen?
Bönisch: Ich bin grundsätzlich ein großer Freund davon, Dinge auszulagern oder fremd zu vergeben. Ich will in der IT nicht nur die technischen Profis haben, sondern auch die Antreiber, die Organisatoren, die Kreativen. Ich kann meine Organisation nicht mit Aufgaben belasten, die andere sogar besser können als wir. Wir müssen alle technischen Lösungen und Prozesse verstehen, aber wir müssen nicht alles selbst umsetzen.
Ich würde eine Zusammenarbeit und Partnerschaft sehr gerne in unsere Struktur einbauen. Und ich würde es begrüßen, wenn wir sofort anfangen, ein Konzept zu entwickeln. Damit wir sehen, was können Sie machen und was können wir Ihnen bieten.
AEEB: Welche Aussichten – außer einer Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung – haben Sie noch für die Zukunft?
Bönisch [lacht]: Ich träume von einem Social Intranet, im dem alle Nutzenden einander unterstützen und ihr Wissen miteinander teilen. Also ein soziales Netzwerk in unserem Intranet. Auch den Bereich E-Learning behalten wir im Blick und planen diesbezüglich Weiterentwicklungen an der Lernplattform „elkbLernen“. Damit dort dann allen Mitarbeitenden Themen wie IT-Sicherheit oder Arbeitssicherheit zur Verfügung stehen, wenn sie es brauchen. Ich rechne auch damit, dass sich im Bereich neues Arbeiten noch viel verändern wird. Wir werden Arbeitszeitmodelle erleben, die wir uns jetzt vielleicht noch gar nicht vorstellen können. Das wird über Homeoffice und Arbeiten am Laptop hinausgehen. Vielleicht arbeiten wir in ein paar Jahren alle in Co-Working Spaces in Gemeindehäusern.
Was auch immer die Zukunft für uns bereit hält, wir in der ELKB-IT werden technische Standards setzen und Bedingungen definieren, die dann bei der Ausführung durch entsprechende Partner-Unternehmen berücksichtigt werden. Wir benötigen Standardisierung, um die Digitale Transformation beherrschen zu können.
Einen Link zur ELKB IT Strategie finden Sie hier
Interview: Alexandra Kohle (AEEB)