Verwackelte Videos: Vermeidung von Motion Sickness

Wie einfach ist es heute mal eben mit dem Handy in der Hand ein Video zu filmen und anschließend mit der ganzen Welt zu teilen. Diese Videos sind allerdings oft verwackelt und wirken deswegen nicht nur ziemlich unprofessionell, sondern rufen auch bei einigen Menschen starke Übelkeit (Motion Sickness) hervor.

Motion Sickness

Motion Sickness ist der englische Ausdruck für Reisekrankheit. Im Deutschen wird der Begriff heutzutage verwendet, um das Gefühl von Übelkeit und Schwindel zu beschreiben, dass beim Konsum von bewegten Bildern entstehen kann. Am bekanntesten ist das Phänomen bei Computerspielen, vor allem bei VR-Erlebnissen. Motion Sickness kann aber auch beim Ansehen von Videos auftreten.

Die Symptome entsprechen denen der Reisekrankheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, etc. Auch der Grund für diese Symptome ist der gleiche, wie bei der Reisekrankheit: Das Auge nimmt Bewegung wahr, der Körper aber nicht. Daraufhin schließt das Gehirn, dass man halluziniert oder vergiftet ist und versucht deswegen über den Brechreiz das Gift aus dem Körper zu bekommen.

An sich ist Motion Sickness durchaus ein interessantes Phänomen, aber nicht unbedingt wünschenswert, wenn man möchte, dass die eigenen Videos auch gerne angesehen werden.

Was aber kann man tun, um diesen Effekt möglichst zu vermeiden?

  • Nachträgliche Bildstabilisierung
    Hat man bereits ein verwackeltes Video, dann lässt sich dieses in einem Videobearbeitungsprogramm nachbearbeiten. Dazu braucht man nicht unbedingt Profi-Software, das geht auch mit vielen kostenlosen, bzw. kostengünstigen Programmen.
  • Kamera Stabilisieren
    Wenn die Kamera nicht wackelt, dann wackelt auch das Bild nicht mehr. Die gängigsten Methoden dazu sind ein klassisches Stativ oder ein GorillaPod, aber auch eine Steadycam kann eine Anschaffung wert sein. Eine Steadycam ist eine Halterung für tragbare Videokameras, die die Kamera stabilisiert und Bewegungen der filmenden Person ausgleicht.
  • Kombination mit ruhigen Aufnahmen
    In bestimmten Fällen sind verwackelte Videos Absicht oder unvermeidbar, wenn man z.B. mit der GoPro auf dem Kopf seine Fahrt im Kajak filmen möchte. Hier sollte man dann die verwackelten Aufnahmen möglichst kurzhalten und diese mit ruhigen Stativ-Aufnahmen kombinieren, indem man z.B. die Kamera am Ufer aufstellt und das Kajak durch das Bild fahren lässt.
  • Fixpunkt
    Man kennt das von der Reisekrankheit: wenn man seitlich aus dem Autofenster auf die vorbeiziehende Landschaft blickt, wird einem eher schlecht, als wenn man aus der Frontscheibe sieht und einen festen Punkt am Horizont fixiert. Diese Methode kann man auch beim Filmen anwenden, indem man z.B. die Kamera auf einem Selfiestick, bzw. Teleskopstativ befestigt und sich selbst filmt während man in Bewegung ist. Solange man es schafft die Kamera dabei relativ ruhig auf sich selbst zu richten, fällt die Bewegung im Hintergrund nicht so stark auf.
  • Großer Bildwinkel
    Wenn man dicht an ein Objekt heranzoomt, dann fallen Bewegungen der Kamera naturgemäß viel stärker auf, als wenn man einen großen Bildwinkel wählt. Wenn man also keine Möglichkeit hat, seine Kamera zu stabilisieren, sollte man Detailaufnahmen eher über ein Videobearbeitungsprogramm realisieren, und nicht über die Kamera selbst.
  • Frame-Rate / Frames per Second (FPS)
    Um die Größe eines Videos zu verringern, kann man die Zahl der Bilder pro Sekunde (Frames per Second / FPS) verringern. Dabei sollte man allerdings sehr vorsichtig sein, denn dadurch kann es leicht dazu kommen, dass das Video ruckelt.

Motion Sickness ist für die Betroffenen unheimlich lästig, glücklicherweise aber auch – zumindest in der Videoproduktion – sehr gut vermeidbar. Wie viele Menschen davon bei Videos aber tatsächlich betroffen sind kann man nur vermuten. Immerhin stimmen die Zahlen über die Häufigkeit der klassischen Reiseübelkeit und die von Motion Sickness bei VR-Spielen überein: es leiden etwa ein Drittel der Deutschen darunter[1],[2].


[1] O.A. (2019) Übelkeit auf Reisen. Rund jeder Dritte leidet unter Reiseübelkeit. In: Forschung und Wissen: https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/medizin/rund-jeder-dritte-leitet-unter-reiseuebelkeit-13373110 [zuletzt abgerufen am 25.04.2022]

[2] Prof. Dr. Christian Zabel (2020) Große Studie zur Nutzung von VR-Games in Deutschland. In TH Köln: https://www.th-koeln.de/hochschule/grosse-studie-zur-nutzung-von-vr-games-in-deutschland_85444.php [zuletzt abgerufen am 25.04.2022]

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