MOOCs – lange nach dem Hype noch immer bedeutsam

Die Hochphase der Massive Open Online Courses ist lange vorbei. Zunächst wurden die kostenlosen („open“) Online Kurse („Online Courses“), an denen unbegrenzt viele Menschen („massive“) teilnehmen konnten, als Lösung für die meisten Probleme in der Bildung gefeiert: Jeder konnte sich unabhängig von seinem Budget, Wohnort und Arbeitszeiten weiterbilden. Die Ernüchterung kam aber schon bald, denn die Abbruchsraten waren immens und die Teilnehmenden waren doch wieder vor allem Studierende und Berufstätige auf der Suche nach einer kostengünstigen Weiterqualifizierung. Bildungsferne Menschen wurden kaum erreicht. Daraufhin wurden die meisten MOOCs wieder eingestellt oder kommerzialisiert. Doch auch wenn MOOCs in der modernen Bildungslandschaft kaum noch eine Bedeutung spielen, können sie doch einen wertvollen Beitrag leisten und stecken noch voller ungenutztem Potential.

Zwei Menschen, die dabei sind diese Potentiale für Ihre Projekte zu nutzen sind Christian Pfliegel, der momentan zusammen mit mehreren KollegInnen einen MOOC zum Thema UN-Nachhaltigkeitsziele betreibt und Sebastian Feder, der aktuell daran arbeitet, mit kostenlosen online Kursen das Lernen und Lehren mithilfe von Lernplattformen in der ELKB zu etablieren. Beide haben sich bereit erklärt, uns ein wenig über ihre Projekte zu erzählen.

Alexandra Kohle: Christian als ich dich aufgrund deiner Arbeit mit den UN-Nachhaltigkeitszielen (17 Wochen / 17 Ziele) um ein Interview zum Thema MOOCs gebeten habe, meintest du, dass du das Projekt noch gar nicht als solches wahrgenommen hattest. Wie kam das?

Christian Pfliegel: „Nach der Hochphase um 2014 ist der Trendbegriff MOOC ja ganz schnell wieder abgeflacht, da ist er einfach aus meinem Fokus verschwunden. Dabei habe ich noch in meiner Bachelorarbeit über die Verbindung von OER [Open Educational Resources] und MOOCS geschrieben. Die 17 Ziele sind auf jeden Fall Open Online Courses, nur bei dem Massive müssen wir noch schauen ;D „

Ein MOOC zu den UN-Nachhaltigkeitszielen

Mit der Aktion 17 Wochen / 17 Ziele bietet die Mission EineWelt allen Interessierten einen unkomplizierten Einstieg in das Thema UN-Nachhaltigkeitsziele. Seit dem 17. Januar 2021 finden sich unter https://mission-einewelt.de/17wochen-17ziele/ Informationen dazu, was zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele bereits passiert – bei Mission EineWelt, in den (Kirchen-)gemeinden, in Arbeitsgruppen oder ganz privat. Wer möchte, kann sich auch an den Ideensammlungen und Diskussionen zu dem Thema beteiligen. Typisch MOOC: Jeder kann kostenlos daran teilnehmen und Inhalte auswählen, ohne Zeitdruck, ganz individuell.

AK: Wie sieht euer Kurs denn aus, bzw. aus welchen Elementen und Medien besteht er?

Christian Pfliegel: „Für den Kurs kann man sich entweder an unserer Lernplattform anmelden oder einfach als Gast daran teilnehmen. Ansonsten ist der Kurs multimedial, das heißt es gibt Texte, Videos, aber auch interaktive Inhalte mit h5p oder Articulate“

AK: Das klingt sehr aufwändig.

Christian Pfliegen: „Vielleicht ist das das Problem. Viele Leute glauben, dass sie neue spektakuläre Sachen produzieren müssen, haben aber gar nicht auf dem Schirm, dass sie vielleicht schon tolle Materialien haben, die sie einfach nutzen können. Ein MOOC muss auch keine interaktiven Inhalte haben. Er muss auch nicht über eine Lernplattform stattfinden, theoretisch reicht dafür schon eine Webseite. Sprich, alles was man dafür wirklich braucht, ist ein Thema und eine Plattform, über die es läuft.

AK: Sebastian, du arbeitest im Rahmen eures Projektes e-fit sehr eng mit den technisch Verantwortlichen für die Lernplattform im Intranet der ELKB (elkbLernen) zusammen und bist wahrscheinlich einer derjenigen, die am meisten Erfahrung mit der Plattform haben. Was meinst Du, lässt sich diese Plattform für MOOCs nutzen?

Sebastian Feder: „Theoretisch ja. Allerding ist in einem MOOC das Kollaborative, also die Zusammenarbeit der Teilnehmenden und der Lehrenden, sehr wichtig. Und elkbLernen basiert auf Moodle und da kann man zwar Foren sehr schnell und unkompliziert einrichten, aber nur registrierte NutzerInnen können daran teilnehmen. Menschen mit Gastzugang können nicht über Moodle kollaborieren. Da muss man sich dann mit anderen Tools behelfen: z.B. mit Task-Cards (www.taskcards.de), die gut in elkbLernen integriert werden können. Für Teilnahme an interaktiven Inhalten bietet Moodle mit der Integration von h5p interessante Optionen für Gäste und registrierte Teilnehmende.

Die Lernplattform im Intranet der ELKB: elkbLernen

Interessierte Lehrende finden hier
– Hinweise und Anleitungen: https://schulung.elkb.org/kurse/
– Ansprechpartner: https://www.evhn.de/fort-weiterbildung/e-fit

AK: Wer kann denn alles Kurse über elkbLernen anbieten oder daran teilnehmen?

Sebastian Feder: „Kurse anbieten und daran teilnehmen kann grundsätzlich jeder mit Zugang zum Intranet. Und für TeilnehmerInnen gibt es zusätzlich noch die beiden Möglichkeiten, als Gast teilzunehmen oder für einen Kurs von einem Admin als TeilnehmerIn hinzugefügt zu werden.“

AK: Was haltet ihr abschließend von MOOCs für die evangelische Erwachsenenbildung? Haben MOOCs hier Zukunftspotential oder eignen sie sich eher nur für wenige Einzelfälle?

Sebastian Feder: Ich sehe da auf jeden Fall Potential, gerade bei Grundlagenthemen, um vielen Menschen auf unkomplizierte, aber doch ansprechende Weise Wissen zugänglich zu machen. Aber erstmal nur als eher einseitigen Prozess, dass die Lehrenden das Wissen im Stil von Frontalunterricht weitergeben und dann erst in einem weiteren Schritt Interaktion, Kollaboration und Vernetzung möglich wird. Das ist für uns alle ja noch ziemlich neu.

Christian Pfliegel: Von meiner Seite her volle Zustimmung. Das ist natürlich ein neues Medium. Zum einen natürlich die technische Ebene, aber auf der anderen Seite auch diese Mindset Ebene. Denkweisen, wie funktioniert digitale Bildung. Ich würde nur auf den Begriff MOOC verzichten, der ist ja mittlerweile recht „verbrannt“. Ansonsten haben diese Ansätze auf jeden Fall Potential.

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