Grundbildung – Eine (noch) unentdeckte Perle in der EEB

Grundbildung? – In der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) erntet man bei diesem Thema zuweilen eher erstaunte Blicke. Es scheint, als wenn das große Feld der Grundbildung innerhalb der konfessionellen Erwachsenenbildung immer noch zu den unentdeckten Perlen gehört. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass es immer wieder Unklarheiten gibt, wie der Begriff genau zu verstehen ist? – Grundbildung, die zu den Basisaufgaben der EEB gehört, meint nicht nur Alphabetisierungskurse, vielmehr hat es mit Alltagskompetenzen und Befähigung zu tun!

Ein Bericht von Dr. Julia Illner, Leitung Bildung Evangelisch Erlangen und Vorsitzende des EEB Bundesverbandes)

Bildung Evangelisch Erlangen ist über die Evangelische Fachstelle Grundbildung und Alphabetisierung (GrubA) – Träger ist das Comenius Institut in Kooperation u.a. mit dem EEB Bundesverband – in näheren Kontakt mit dem Themenbereich gekommen. Die GrubA-Fachstelle hat zum Ziel, Grundbildung in der konfessionellen Erwachsenenbildung zu verankern. Dazu bietet sie Beratung an, führt Workshops und andere Veranstaltungen durch und konzipiert Fortbildungen. (Anmerkung d. Red.: siehe dazu unser Veranstaltungstipp “Aktuelle Angebote: Grundbildung weiterdenken und Grundbildung finanzieren”)
Im Rahmen dieser Aktivitäten macht sich die GrubA-Fachstelle für eine weite Definition des Begriffs stark. Als Grundbildung werden demgemäß Bildungsangebote verstanden, die Teilhabemöglichkeiten stärken, die dabei keine besonderen Voraussetzungen an die Teilnahme (insbesondere die Schriftsprache) stellen und die darauf abzielen, dass Menschen sich als selbstwirksam erfahren.
Wir hatten große Lust, in unserer Bildungsarbeit in diese Richtung weiterzudenken. Daher hat es uns sehr gefreut, dass wir als eine von vier Einrichtungen bundesweit als Kooperationspartner für die GrubA-Fachstelle ausgewählt wurden. Am Anfang stand eine Programmanalyse, die in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurde. Im Anschluss erhielten wir konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Anschlussfähigkeit unseres Programms für Menschen mit Grundbildungsbedarfen und werden zudem bei der Durchführung eines Mikroprojekts unterstützt.
Gerade für uns als eine Einrichtung, die im städtisch-akademischen Kontext verankert ist, war dieser neue Blick auf unser Bildungsprogramm sehr gewinnbringend. Dabei wurde unser Programm über mehrere zurückliegende Jahre hinweg analysiert. Gleich in mehreren Themenbereichen wurden gute Anknüpfungsbereiche zum Thema Grundbildung gefunden. Teilweise hatten wir also bereits in Grundbildungskategorien gearbeitet, ohne dies bewusst so zu benennen. Dies war für uns ein Anzeichen, wie naheliegend die Kategorien der Grundbildung für konfessionelle Erwachsenenbildung tatsächlich sind.
In unserem Programm fanden sich die meisten grundbildungsrelevanten Angebote hinsichtlich der pädagogischen Kompetenzen (Erziehungsfragen), und dort innerhalb der kostenfreien sowie der niedrigschwelligen, offenen Angebote. Aber auch die Themenfelder Gesundheitsbildung, Politische Grundbildung und „Kunst, Kultur, Kreatives” wurden in der Analyse als anschlussfähig benannt.
Ermutigt von dieser Analyse und der anschließenden Auswertung haben wir uns dazu entschlossen, einen Mikroprojekt Antrag zu stellen. In Kooperation mit der Diakonie Erlangen wollen wir mit dem Projekt “Nah dran – niederschwellige und aufsuchende Familienbildung” durch niedrigschwellige Angebote neue Zielgruppen mit Grundbildungsbedarf erreichen und Teilhabe ermöglichen. Im Projekt sollen Elternbildungsangebote in drei ineinandergreifenden, sich ergänzenden Feldern gemacht werden: ein mobiles Elterncafé als aufsuchendes Angebot, offene Aktivierungs- und Beteiligungsangebote in Kooperationseinrichtungen vor Ort sowie eine digitale Reihe zu familienpädagogischen Themen.
Wir sind sehr gespannt auf den Verlauf des Projekts. Insgesamt haben wir es bereits als große Bereicherung empfunden, einmal bewusst den Blickwinkel zu verändern. Mit der “Grundbildungs- Brille” auf unsere Programmgestaltung zu schauen, hat uns ganz konkret gezeigt, wo wir unbewusst Hürden aufbauen und den Blick dafür geöffnet, was wir verändern können, um auch für andere Zielgruppen relevante Angebote zu machen.
Freilich kann man zu Recht darauf hinweisen, dass der Ansatzpunkt die Teilhabemöglichkeiten aller Menschen zu stärken, bereits grundsätzlich in der DNA der EEB steckt. Dennoch empfanden wir von BildungEvangelisch Erlangen es als sehr lohnend, ganz bewusst immer wieder in den Kategorien der Grundbildung zu denken. Hinzu kommt, dass es sehr ermutigend für uns ist, welche positiven Resonanzen das Themenfeld in Kontakten mit anderen Bildungsträgern und der Kommune hervorrufen. Unsere Beschäftigung mit dem großen Thema Grundbildung löst neues Interesse an unseren Angeboten sowie an unserer Arbeit aus. Daher freuen wir uns auf neue Erfahrungen und Begegnungen, die im Zusammenhang mit dem Thema Grundbildung entstehen und machen uns weiter auf den Weg, um dieser unentdeckten Perle in unserer Bildungsarbeit (mehr) Glanz zu verleihen!

Einen Link zur Website von BildungEvangelisch Erlangen finden Sie hier

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