Von der Herausforderung alle anzusprechen und niemanden auszuschließen: egal ob Blinde, Sehende, Frauen, Männer und alle die irgendwo dazwischen liegen.

Sprache ist ein zuverlässiger Spiegel unsere Zeit und unserer Wertvorstellungen. Heute ist es z.B. wichtig, allen Menschen, egal welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen, höflich und respektvoll zu begegnen. Das betrifft auch Menschen, die sich weder „männlich“ noch „weiblich“ fühlen (Transpersonen). Deswegen: Gendern ist Respekt.

Aber wenn es ums Gendern in digitalen Texten geht, ist „gut gemeint“ nicht immer „gut gemacht“. Denn manche der gängigen Methoden schließen zwar Männer und Frauen ein, grenzen dabei aber Menschen aus, die mit diesem Konzept wenig anfangen können. Außerdem sind nicht alle dieser Methoden einfach zu lesen, wenn die Augen nicht mehr so gut sind oder man auf einen Screenreader angewiesen ist.

Deswegen hier eine Liste der gängigen Methoden mit ihren Vor- und Nachteilen:

  • Gendersternchen/Asterisk, z.B. Mitarbeiter*innen
    Das Gendersternchen wird von vielen Menschen, die sich weder als Mann, noch als Frau einordnen, favorisiert. Gleichzeitig bevorzugen auch viele blinde oder sehbehinderte Menschen das Gendersternchen gegenüber dem Gender-Doppelpunkt.
  • Doppelte Paarform, z.B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    Diese Ausdrucksweise wird von Screenreadern sehr gut gelesen und schließt sowohl Männer, als auch Frauen ein, grenzt aber gleichzeitig Menschen aus, die sich weder als „weiblich“ noch als „männlich“ einordnen.
  • Binnen-I, z.B. MitarbeiterInnen
    Das Binnen-I wird von Screenreadern oft nicht gesondert betont. Ein Screenreader macht keinen Unterschied zwischen Mitarbeiterinnen und MitarbeiterInnen. In diesem Fall ist also nur ein Geschlecht angesprochen.
  • Gender-Doppelpunkt, z.B. Mitarbeiter:innen
    Der Doppelpunk wurde lange als besonders blinden- und sehbehindertenfreundlich empfohlen, mit der Begründung, dass er von Screenreadern standardmäßig als Pause vorgelesen würde. Diese Annahme ist allerdings nicht korrekt. Zum einen handhaben es die Screenreader unterschiedlich, zum anderen stellen viele Menschen ihre Screenreader so ein, dass Doppelpunkte explizit vorgelesen werden, da diese wichtige Funktionen im Satz haben. Außerdem wird von Menschen, deren Sehkraft eingeschränkt ist, berichtet, dass es beim Doppelpunkt zu einem „Verschwimmen“ kommt.
  • Passive Formulierungen, z.B. Mitarbeitende
    Leider artet der Versuch von passiven Formulierungen oft in syntaktisch-zweifelhafte Monstrositäten aus. Sprich: Sätze werden unverständlich.
  • Geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen, z.B. Team
    Begriffe wie Lehrpersonal, Putzkraft, Elternteil, und co. ersetzen langsam aber stetig ihre geschlechtsspezifischen Vorgänger. Trotzdem ist es nicht immer leicht, solche neutralen Begriffe zu finden. Die Suche aber lohnt sich, schließlich sind sie ideal für alle Geschlechter und alle, die Screenreader nutzen.
  • Umschreiben mit unpersönlichen Pronomen (jene, alle, etc.) und Adjektiven statt Nomen, z.B. alle, die an xy mitarbeiten
    Diese Methode erfordert ein wenig Übung und gelegentlich klingt das Resultat trotzdem ein wenig holprig. Allerdings wird damit niemand, egal welchen Geschlechts, ausgeschlossen und auch Screenreader verursachen keine Probleme.

Unter den Abkürzungen liegt das Gendersternchen vorne. Sowohl was die Lesbarkeit für blinde und sehbehinderte Menschen betrifft, als auch bei allen, die sich weder als Mann noch als Frau fühlen. Grundsätzlich sind aber geschlechtsneutrale Umformulierungen zu bevorzugen, da diese nicht nur alle Geschlechter einschließen, sondern auch besser von Screenreadern gelesen werden als das Gendersternchen.

Es ist durchaus möglich, dass sich diese Empfehlung in den nächsten Jahren (oder vielleicht sogar Wochen) wieder ändert. Aber „Gendergerechte Sprache fördert Inklusion und Teilhabe durch sprachliche Wahrnehmung.“[1]

Quellen:

Koehler, Stefanie & Michael Wahl (2021): Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache – eine repräsentative Studie: https://www.bfit-bund.de/DE/Publikation/empfehlung-gendergerechte-digital-barrierefreie-sprache-studie-koehler-wahl.html [zuletzt abgerufen am 06.05.2022]

o.A. (2021) Gendern. In: DBSV Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. : https://www.dbsv.org/gendern.html [zuletzt abgerufen am 06.05.2022]

Bergmann, Kristin & Thorsten Lichtblau & Carsta Neuenroth & Mirjam Roller & Justine Schuchardt (2020) „Sie ist unser bester Mann!“ Von: Evangelische Kirche Deutschland, Diakonie Deutschland, Brot für die Welt & Diakonie Katastrophenhilfe: https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/Sie_ist_unser_bester_Mann_Gendergerechte_Sprache_2020.pdf [zuletzt abgerufen am 06.05.2022]

O. A. (o.J.) Geschlechtergerecht formulieren. In: Viele Facetten. Gender- & diversityfreundlich Medien gestalten: https://www.vielefacetten.at/technik-ingenieurwissenschaften/themenfelder/geschlechtergerecht-formulieren/ [zuletzt abgerufen am 16.05.2022]


[1] Studie Seite 2

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