Die Maus wird 50 – aus der Kinderstube der Pädagogik

Kommentar

Vor 50 Jahren erblickte sie das Licht der Welt: Die Sendung mit dem niedlichen Mäuslein, mit Elefant und Ente – der Kindergarten im Fernsehland. Lachgeschichten eben. Kein Thema für ehrenwerte Pädagogik, oder vielleicht doch? – Denn die Maus ist ein Kind der 68er. Glauben Sie nicht, ist aber Fakt. Und das kam so…

Ein Kommentar von Prof. Dr. Hans Jürgen Luibl

Wir schreiben das Jahr 1968. Studenten ziehen auf die Straßen, die Gesellschaft ist in Bewegung: „Unter den Talaren Muff von tausend Jahren!“ Zwar ist das 1000-jährige Reich schon einige Zeit vorbei, aber der Geist brauchte seine Zeit, um Neues zu denken. Und das ist nötig: Denn die Wirtschaftswunderzeit der 50er Jahre hat zwar Wohlstand gebracht, aber keine Werte für die Zukunft. Der Pädagoge und Theologe Georg Picht bringt es auf den Punkt: Bildungskatastrophe – Bildung, die mit knappen Mitteln und rigidem Lernprozeduren gesellschaftliche Schieflagen reproduziert, gefährdet Wirtschaft wie Demokratie.
Deswegen war es kein Zufall, dass gerade die Bildungselite auf ihrer Suche nach der Zukunft, die Studenten/-innen – die weibliche Form war damals noch eher marginal – auf die Straße gingen und von dort den Marsch durch die Institutionen antraten. Dazu kamen die Medien, die Wirklichkeiten entstehen ließen. “Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien”, so der Soziologe Niklas Luhmann. Das wusste man so genau noch nicht, aber man agierte entsprechend: die Proteste waren Happenings, der Einsatz der Staatsmacht der große Zeigefinger und dies alles vor laufender Kamera und direkt über ARD und ZDF in die Wohnzimmer übertragen. Und so wurde das Massenmedium Fernsehen wichtiger, ausdifferenzierter und vor allem bunter. SPD-Vizekanzler und Außenminister Willy Brandt, der mehr Demokratie wagen wollte, startete telegen am 25. August 1967 das Farbfernsehen “In der Hoffnung auf viele friedlich-farbige, aber auch spannend-farbige Ereignisse!” – Damit war alles zusammen, was für Transformationsprozesse nötig ist: gesellschaftliche Veränderungen, durch Bildung gestaltet und medial inszeniert.
Und die „Sendung mit der Maus“? – Nun ja …

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Foto: Copyright ARD/ WDR

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