Barbara Stamm gestorben – auch die Evangelische Kirche trauert um die frühere Landtagspräsidentin

„Wir verlieren mit ihr ein großes Vorbild für Frauen in der Politik, eine leidenschaftliche Kämpferin für die Schwachen in der Gesellschaft und eine überzeugte Demokratin.“ (Zitat: Landtagspräsidentin Ilse Aigner)

Wie gestern durch diverse Pressemitteilungen bekannt wurde, ist die ehemalige bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm am Mittwoch, den 5. Oktober 2022 im Alter von 77 Jahren verstorben. Nicht nur in politischen Kreisen und über Parteigrenzen hinweg, sondern auch in der Evangelischen Kirche sowie in der Erwachsenenbildung ist die Trauer groß. Jahrzehntelang hat sich die CSU-Politikerin Stamm im Sinne christlicher Werte für die Belange der Ärmeren und Schwächeren in unserer Gesellschaft eingesetzt und galt zudem als engagierte Unterstützerin der Erwachsenenbildung.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat sich gestern in einer Pressemitteilung der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) wie folgt zum Tod der profilierten Sozialpolitikerin geäußert:

Ich bin sehr traurig über den Tod von Barbara Stamm. Ich trauere um eine Frau, zu der ich auch persönlich eine große Nähe gespürt habe. Ich trauere aber auch um eine überzeugende Politikerin. Sie hat ihre christlichen Werte in der Politik tatsächlich gelebt. Auch gegen Widerstände in ihren eigenen Reihen ist die biblische Option für die Schwachen immer wieder als Leitkriterium für ihr politisches Handeln deutlich erkennbar geworden, etwa in ihrem Einsatz für eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen, in ihrem Einsatz für Inklusion von Menschen mit Behinderung oder in ihrer Sensibilität für von Armut betroffene Menschen. Als Kirche hatten wir in ihr immer eine verlässliche Partnerin. Sie wird fehlen. Ich weiß sie in Gottes Hand. Sie geht jetzt ein in ein Reich, das kein Leid mehr kennt und in dem alle Tränen abgewischt sind.“

(ELKB Pressemitteilung am 5. Oktober 2022, München)

Zur weiteren Info:

Barbara Stamm wurde 1944 in Bad Mergentheim geboren. Sie lernte den Beruf der Erzieherin und leitete bis 1978 das Schifferkinderheim in Würzburg. Von 1972 bis 1987 war sie für die CSU Mitglied des Würzburger Stadtrats. 1976 zog sie als Nachrückerin über die Liste in den Bayerischen Landtag ein, dem sie dann 42 Jahre bis 2018 angehören sollte. 1987 wurde sie Staatssekretärin und von 1994 bis 2001 Staatsministerin im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit. Den Ministersessel musste sie 2001 gegen ihren Willen räumen, aber in Interviews betonte sie stets, „im Laufe meines politischen Lebens habe ich gelernt: Ihr kriegt mich nicht unter“. 2008 wurde Stamm als erste Frau in Bayern Präsidentin des Bayerischen Landtags. Das blieb sie bis 2018.

Stamm hatte zahlreiche Ehrenämtern inne, unter anderem beim Bayerischen Roten Kreuz, deren Präsidentin Angelika Schorer sie als die „soziale Stimme im Freistaat Bayern“ würdigte. Stamm war stellvertretende Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes und bis zu ihrem Tod Vorsitzende des Landesverbandes Bayern der Lebenshilfe. Die VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher sagte, Bayern habe eine wichtige politische Stimme für soziale Gerechtigkeit und Inklusion verloren. „Sie wird als soziales Gewissen fehlen.“ Inklusion sei ein Lebensthema von Barbara Stamm gewesen. Noch am 17. September habe sie bei einer inklusiven Sportveranstaltung in Burglengenfeld „ein flammendes Plädoyer für Inklusion“ gehalten.

Textquelle: Evangelischer Pressedienst epd lbm jo cr vom 6. Oktober 2022

Related Posts