Mitarbeitende in der Evangelischen Erwachsenenbildung: Die AEEB sprach mit Dekan Dr. Volker Pröbstl (Dekanat Selb) über Qualifikationen, Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze.
AEEB: Welche Qualifikationen bzw. welche Stellen werden in der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) grundsätzlich benötigt?
Volker Pröbstl: Pädagogische Leitungen brauchen bzw. haben bei uns in der Erwachsenenbildung eine pädagogische Qualifikation, in der Regel mit Fachhochschulabschluss, Bachelor oder höher. Im Rahmen der Landeskirche sind das die Qualifikationen, die das Landeskirchenamt verlangt. Trotzdem sollten wir offen und beweglich sein, Menschen mit hoher Qualifikation aus anderen Bereichen für unsere Arbeit zu gewinnen, wenn diese bereit sind, sich entsprechend weiterzubilden. Die Erwachsenenbildung ist ja in einer Entwicklung, bei der „frische Gedanken“ aus anderen Berufsfeldern – wie in allen Branchen – guttun. In den nicht-pädagogischen Bereichen – zum Beispiel in den Verwaltungen – brauchen wir selbstverständlich Menschen, die Kompetenzen in Buchhaltung, Büroorganisation etc. mitbringen. Und auch für Öffentlichkeitsarbeit und Digitalisierung werden wir sicher (noch mehr) Fachleute benötigen: Mediengestalter*innen, Informatiker*innen und Redakteur*innen.
AEEB: Was hat sich in den letzten Jahren in der Erwachsenenbildung verändert?
Pröbstl: Ich glaube, die Bildungsarbeit formatiert sich komplett neu. Die bisherigen Formen der Erwachsenenbildung konzentrieren sich auf bestimmte Bildungsniveaus und Milieus. Wer Erwachsenenbildung auf den Weg zu neuen Personengruppen bringen möchte, muss grundsätzlich neu denken, welche Sozialformen, Methoden und Inhalte die Evangelische Erwachsenenbildung im Miteinander mit den „Zielgruppen“ entwickeln und verwirklichen sollte. Dazu gehört auch eine neue Vergewisserung über die Aufgaben der EEB, die meines Erachtens ansteht.
AEEB: Wo stecken also Ihrer Ansicht nach, die größten Herausforderungen für die zukünftige Personalgestaltung in der EEB?
Pröbstl: Die anstehende Landesstellenplanung benennt eine bestimmte Zahl an hauptamtlichen Stellen mit landeskirchlichen Anstellungsverhältnissen. Hier brauchen wir eine kluge Verteilung. Wir bekommen gerade große Bildungswerke, die entsprechende Personalausstattung brauchen. Die Evangelische Bildungsarbeit selbst braucht die hauptamtlichen Mitarbeitenden in den Kirchengemeinden und Einrichtungen als Partner: Sie haben häufig den Zugang zu breiten Schichten der Bevölkerung. Sie müssen von der EEB unterstützt werden.
AEEB: Stichwort Verbesserung der Anstellungsbedingungen. Was muss die Kirche tun, um neue, vor allem auch junge Mitarbeitende anzuwerben bzw. wie können wir das notwendige Fachpersonal für uns gewinnen?
Pröbstl: Die Frage betrifft die Evangelische Erwachsenenbildung genauso wie unsere ganze Landeskirche: Attraktiv werden unsere Arbeitsverhältnisse dann, wenn Menschen mit ihren Gaben zur Geltung kommen, Selbstwirksamkeit in ihrem Tun erleben und dabei an einer Zielimagination teilhaben, die ihrem Tun im Gelingen und Misslingen Sinn vermittelt – am besten in einem nicht-hierarchischen Miteinander unterschiedlicher Berufsgruppen.
Wenn wir so kreative Menschen zur Mitarbeit gewinnen, dann sollten wir ihre Arbeitszeit zunehmend von bürokratischen Aufgaben, Dokumentationspflichten etc. entlasten. Dass Arbeit zeitlich und von ihrem Umfang her begrenzbar bleiben muss, ist selbstverständlich.